Zwischenzeugnis: Anspruch, Inhalt, Formulierungen und Muster

Ein Zwischenzeugnis ist ein wichtiges Dokument für Arbeitnehmer, die ihre Leistungen und Tätigkeiten während eines laufenden Arbeitsverhältnisses schriftlich dokumentieren möchten. Es spielt eine zentrale Rolle bei der beruflichen Weiterentwicklung, internen Bewerbungen oder wenn ein Vorgesetztenwechsel ansteht. In diesem Ratgeber erfahren Sie, wann Sie ein Zwischenzeugnis anfordern sollten, welche Inhalte es enthalten muss und wie Sie typische Formulierungen richtig deuten.

Was ist ein Zwischenzeugnis?

Ein Zwischenzeugnis ist eine schriftliche Leistungs- und Verhaltensbeurteilung, die während eines bestehenden Arbeitsverhältnisses erstellt wird. Es enthält Angaben zur Position, den Aufgaben, dem Verhalten im Betrieb und der Qualität der Arbeit. Im Unterschied zum Arbeitszeugnis, das bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses ausgestellt wird, beschreibt das Zwischenzeugnis den aktuellen Stand.

Wer hat Anspruch auf ein Zwischenzeugnis?

Ein gesetzlich verankerter Anspruch auf ein Zwischenzeugnis besteht in Deutschland nicht ausdrücklich. Dennoch ergibt sich aus der arbeitsrechtlichen Fürsorgepflicht des Arbeitgebers die Verpflichtung, auf berechtigten Wunsch ein Zwischenzeugnis auszustellen. In vielen Fällen ergibt sich ein Anspruch aus Tarifverträgen, Betriebsvereinbarungen oder dem Gleichbehandlungsgrundsatz.

Es empfiehlt sich, das Zwischenzeugnis schriftlich anzufordern und dabei eine nachvollziehbare Begründung anzugeben. Dies erhöht die Bereitschaft des Arbeitgebers, dem Wunsch zügig nachzukommen.

Typische Anlässe für ein Zwischenzeugnis

Ein Zwischenzeugnis kann aus verschiedenen Gründen sinnvoll oder notwendig sein. Die häufigsten Anlässe sind:

  • Wechsel der Führungskraft oder Vorgesetzten
  • Interne Bewerbung auf eine neue Position im Unternehmen
  • Betriebsbedingte Veränderungen wie Umstrukturierung, Fusion oder Verkauf

Auch vor längeren Abwesenheiten wie Elternzeit, Krankheit oder Sabbatical lohnt es sich, ein Zwischenzeugnis einzuholen. Es dokumentiert den aktuellen Stand und schützt vor nachträglichen Unklarheiten über Leistungsbewertungen.

Qualifiziertes oder einfaches Zwischenzeugnis?

Arbeitnehmer sollten in den meisten Fällen ein qualifiziertes Zwischenzeugnis anfordern. Dieses enthält neben der reinen Tätigkeitsbeschreibung auch eine Bewertung der Leistungen und des Sozialverhaltens. Ein einfaches Zwischenzeugnis beschränkt sich hingegen auf formale Angaben zur Beschäftigungsdauer und Funktion – ohne qualitative Aussagen.

Ein qualifiziertes Zwischenzeugnis ist die bessere Wahl, wenn es um berufliche Weiterentwicklung, Bewerbungen oder eine Dokumentation der bisherigen Erfolge geht.

Aufbau und Inhalte eines qualifizierten Zwischenzeugnisses

Der Aufbau folgt einer klaren Struktur, die sich an gängigen Standards orientiert:

  • Einleitung mit persönlichen Daten, Eintrittsdatum, Position und Beschäftigungsdauer
  • Detaillierte Beschreibung der Aufgaben und Verantwortungsbereiche
  • Bewertung der Fachkenntnisse, Arbeitsergebnisse, Arbeitsweise und Belastbarkeit
  • Einschätzung des Sozialverhaltens gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und ggf. Kunden
  • Abschlussformulierung, in der oft Bedauern, Dank und Zukunftswünsche zum Ausdruck kommen

Das Zwischenzeugnis wird im Präsens formuliert, da das Arbeitsverhältnis zum Zeitpunkt der Ausstellung noch besteht.

Zwischenzeugnis richtig beantragen: Muster-Formulierung

Ein höflich formulierter Antrag hilft dabei, die Ausstellung reibungslos zu gestalten. Verwenden Sie eine sachliche und professionelle Sprache. Eine mögliche Formulierung könnte lauten:

Sehr geehrte Frau [Name],

ich bitte Sie um die Ausstellung eines qualifizierten Zwischenzeugnisses. Anlass ist meine bevorstehende Bewerbung auf eine interne Stelle in einem anderen Fachbereich.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung.

Mit freundlichen Grüßen [Ihr Name]

Zeugnissprache und typische Formulierungen verstehen

Zwischenzeugnisse verwenden in vielen Fällen standardisierte Formulierungen, die auf eine bestimmte Leistungsbeurteilung hinweisen. Schon kleine sprachliche Unterschiede können dabei eine große Bedeutung haben. Beispielhafte Unterschiede:

  • „Er erledigte seine Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit.“ deutet auf eine sehr gute Leistung hin.
  • „Er erledigte seine Aufgaben zur vollen Zufriedenheit.“ entspricht einer durchschnittlichen Bewertung.
  • „Er bemühte sich, den Anforderungen gerecht zu werden.“ kann auf eine mangelhafte Leistung hinweisen.

Es ist daher wichtig, jede Formulierung genau zu analysieren und gegebenenfalls eine Änderung zu verlangen.

Was tun bei einem fehlerhaften oder unzutreffenden Zwischenzeugnis?

Falls das Zwischenzeugnis fehlerhafte Angaben enthält oder unzutreffende Bewertungen aufweist, sollte zunächst das Gespräch mit der zuständigen Person in der Personalabteilung oder dem direkten Vorgesetzten gesucht werden. Bleibt eine Korrektur aus, kann der Widerspruch schriftlich eingelegt oder juristische Unterstützung durch einen Fachanwalt für Arbeitsrecht in Anspruch genommen werden.

Zwischenzeugnis für besondere Berufsgruppen

Die Anforderungen an Zwischenzeugnisse unterscheiden sich je nach Branche und Position. Führungskräfte sollten darauf achten, dass ihre Führungsqualitäten, strategischen Entscheidungen und Erfolge angemessen dokumentiert werden. Bei Auszubildenden kann ein Zwischenzeugnis zur Vorlage bei weiterführenden Bildungsmaßnahmen oder Praktikumsbewerbungen sinnvoll sein. Im öffentlichen Dienst gelten häufig spezielle Formulare und Vorgaben.

Zwischenzeugnis als Teil der Karriereplanung

Ein Zwischenzeugnis dient nicht nur der Dokumentation von Leistungen, sondern ist ein strategisches Werkzeug zur eigenen Weiterentwicklung. Es hilft bei der Vorbereitung auf Bewerbungen, schützt vor negativen Überraschungen bei Unternehmensveränderungen und ermöglicht eine realistische Selbsteinschätzung. Wer regelmäßig Zwischenzeugnisse einholt, kann seine berufliche Entwicklung aktiv gestalten und schriftlich festhalten.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Wie oft kann man ein Zwischenzeugnis anfordern?

Sofern ein nachvollziehbarer Grund vorliegt, kann ein Zwischenzeugnis mehrfach während eines Arbeitsverhältnisses angefragt werden.

Ist ein Zwischenzeugnis genauso rechtsverbindlich wie ein Arbeitszeugnis?

Ein Zwischenzeugnis ist formal nicht abschließend, stellt jedoch eine verbindliche Bewertung zum Zeitpunkt der Ausstellung dar und kann bei Streitigkeiten relevant sein.

Wie lange ist ein Zwischenzeugnis gültig?

Es gibt keine feste Gültigkeitsdauer. Für Bewerbungen sollte es jedoch nicht älter als sechs bis zwölf Monate sein, da sich Aufgaben und Leistungen mit der Zeit verändern können.

Fazit

Ein qualifiziertes Zwischenzeugnis ist ein unverzichtbares Element moderner Karriereplanung. Es liefert eine professionelle Einschätzung Ihrer bisherigen Tätigkeit, unterstützt Bewerbungen und dokumentiert Erfolge. Wer es rechtzeitig und strategisch einsetzt, sichert sich Vorteile bei internen Veränderungen und externen Bewerbungen. Nutzen Sie diese Möglichkeit, um Ihre Position im Unternehmen zu stärken und Ihre beruflichen Ziele klar zu verfolgen.

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